
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. So sagt es
jedenfalls der Volksmund und in dem steckt bekanntermaßen tiefe
Erfahrungsweisheit. Wenn wir nun eine barrierefreie Gesellschaft aufbauen und
entwickeln wollen, die Inklusion zu einer Realität werden lässt wie von der
UN-Behindertenrechtskonvention gefordert, dann müssen wir bei unseren Kindern
damit beginnen.
Behindern ist heilbar, also lassen Sie uns gemeinsam zur Therapie schreiten. In
enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Betroffenenorganisationen verfügt der
Behindertenverband Leipzig e.V. über eine umfangreiche und langjährige
Weiterbildungserfahrung in unterschiedlichen Altersbereichen vom Kindergarten
bis zur Hochschule. Für die Arbeit mit Kindern zwischen 5 und 10 Jahren hat
sich die Verwendung von Handpuppen als besonders geeignet herausgestellt. Auf
der Basis der handelnden Figuren unseres Buches „Der kleine Löwe und seine
Freunde“ entstanden die 6 Handpuppen, von denen jede eine andere
Behinderung repräsentiert.
Weitere umfangreiche Anschauungs- und Lernhilfsmittel finden Sie im Lernkoffer
und können Sie dem Inhaltsverzeichnis entnehmen. Wichtig ist uns dabei das
spielerische Lernen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema soll den Kindern
Freude bereiten und insbesondere positiv besetzt sein. Das Leben mit einer
Behinderung ist nicht in sich schlecht, sondern gesellschaftlich negativ belegt
und auch angstbesetzt. Wir möchten den positiven Blick entwickeln,
Berührungsängste überwinden helfen und die eigentlichen Ursachen von
Behinderung aufzeigen, um sie überwinden zu können. Behindert ist man nicht,
behindert wird man, ist eine der Grunderfahrungen von betroffenen Personen.
Viele Aspekte von täglichen Behinderungen wären so einfach einzustellen bzw. zu
überwinden, wenn man ihre Ursachen kennt. Genau das müssen wir unseren Kindern
vermitteln und vieles auch noch selbst lernen.
Für Lehrer und Erzieher wurde deshalb vom Behindertenverband Leipzig e.V. in
enger Zusammenarbeit mit dem Leipziger Netzwerk Weiterbildung eine
Loseblattsammlung mit dem Titel: „Behindern ist heilbar“
zusammengestellt. Auf über 200 Seiten liegen den Lehrern Unterrichtshilfen
sowie Unterrichtsmaterialen vor, die mit der entsprechenden didaktischen
Aufbereitung für alle Jahrgangsstufen genommen werden können. Wir liefern
komprimiert Ideen und Materialien zu den hauptsächlichen Behinderungsarten,
gehen auf Rechte und Definitionen ein, befassen uns mit dem Menschenbild sowie
historischen Sichtweisen bis zu den NS-Euthanasieverbrechen.
Situationszeichnungen aus dem Alltag zeigen Barrieren auf und fordern die
Schüler zur Auseinandersetzung und Lösungssuche zum Barriereabbau auf. Gerade
für Lehrer, die auf diesem Gebiet selbst noch auf Informationsbedarf angewiesen
sind, stellt die Loseblattsammlung als Faktenansammlung eine gute Hilfe dar und
kann über das Internet genutzt werden. Sogar unser Kinderbuch konnte
Erwachsenen Einblicke in das Leben von Menschen mit Behinderungen bieten, die
ihnen vorher so nicht präsent waren.
Vor der Arbeit mit den Handpuppen ist die Lektüre des Buches: „Der kleine Löwe und
seine Freunde“ unbedingt empfehlenswert, ja geradezu eine
Pflichtlektüre. Eine Vielzahl von didaktischen Ideen entwickeln sich bei
Pädagogen danach von selbst. Die Kinder können die Geschichten nacherzählen,
ergänzen und neue ersinnen. Sie werden ihre Fragen stellen und sollten selbst
befragt werden. Es ist empfehlenswert, die unterschiedlichen Behinderungen
zunächst getrennt einzuführen und am entsprechenden Thema zu arbeiten. Die
Kinder werden sich mit den Puppen als ihre Freunde identifizieren und
begleiten. Darüber hinaus sollte die Einrichtung stets versuchen, über
Interessenvertretungen Menschen mit Behinderungen als Gesprächspartner in den
Unterricht oder das Projekt einzuladen.